Die Wirkung von Farben

In der Welt der Innenarchitektur ist Farbe weit mehr als nur eine ästhetische Entscheidung. Sie ist ein räumliches Werkzeug, das beeinflusst, wie wir uns fühlen, verhalten und durch Räume bewegen. Für Architekten und Designer ist es entscheidend, die psychologische und emotionale Wirkung von Farben zu verstehen – nur so lassen sich Umgebungen schaffen, die Wohlbefinden, Orientierung und Identität fördern.
„Farben wirken auf die Seele, sie vermögen Reize zu erregen, Ideen zu wecken, und Gemütsstimmungen hervorzurufen: Sie können beruhigen oder aufregen, traurig oder fröhlich machen.“
— Johann Wolfgang von Goethe, Zur Farbenlehre (1810)
Von Goethes frühen Farbtheorien bis hin zu modernen wissenschaftlichen Studien zeigt sich immer wieder: Farbpsychologie belegt eindeutig, dass Farben unsere Stimmung, Konzentration und sogar unsere körperliche Gesundheit beeinflussen. Warme Farbtöne beleben Räume und regen zur Interaktion an, während kühlere Nuancen wie Grün und Blau Ruhe und Klarheit fördern. Gerade in Schulen, Krankenhäusern und Büros spielt dieser Einfluss eine große Rolle.
Doch Farbe wirkt nicht nur emotional, sondern auch funktional. Sie lenkt Bewegungsströme, verbessert die Barrierefreiheit und beeinflusst das Verhalten oft auf subtile Weise. Farblich codierte Wegführungen in Krankenhäusern oder starke Kontraste zwischen Wand und Boden in demenzfreundlichen Umgebungen sind nur zwei Beispiele dafür. Wer diese emotionalen und verhaltensbezogenen Zusammenhänge versteht, schafft Räume, die sich nicht nur gut anfühlen, sondern auch optimal funktionieren.
Der Boden zählt zu den wichtigsten Flächen in jedem Raum. Er verankert das Design und beeinflusst maßgeblich, wie sich ein Raum anfühlt und genutzt wird. Da der Boden die Oberfläche ist, mit der Menschen am meisten in Kontakt kommen, wird er zum zentralen Medium, um Farbtheorie in eine praktische, funktionale Gestaltung zu übersetzen.
Wir sind überzeugt: Bodenbeläge sind ein unverzichtbarer Bestandteil jeder Farbpalette im Interior Design. Ein sanft grüner Boden in einem Krankenhausflur unterstützt nicht nur die Orientierung, sondern kann auch Heilungsprozesse fördern. Ein kräftig roter Boden in aktiven Zonen – etwa in Pausenbereichen von Schulen oder kreativen Arbeitsräumen – setzt Energie frei und animiert zur Bewegung.
In Kombination mit dem richtigen Material kann Farbe gezielt Ruhe schaffen, Sicherheit vermitteln oder Energie steigern. Bodenbeläge strukturieren Funktionsbereiche, verbessern die Akustik und leiten Menschen durch Räume – sowohl über Farbe als auch über die Haptik. So entstehen Räume, die funktional und zugleich emotional ansprechend sind.
Receiving – Ankommen mit Atmosphäre
Lobbys und Empfangsbereiche bilden den Übergang vom Außen- zum Innenraum. Hier schaffen natürliche Farbtöne wie Grün, Blau oder Gelb eine Verbindung zur Natur und sorgen für ein Gefühl von Ruhe und Offenheit. Besonders in Kombination mit Glasflächen entstehen Transparenz und Weite. Gleichzeitig bieten diese Bereiche die ideale Möglichkeit, um durch gezielten Farbeinsatz Markenidentität sichtbar und erlebbar zu machen – für einen willkommen heißenden und bleibenden ersten Eindruck.
Moving – Orientierung durch Farbe
Flure und Durchgangsbereiche sind mehr als funktionale Verbindungen. Mit der richtigen Farbgestaltung werden Menschen intuitiv geleitet, Orientierung erleichtert und Struktur geschaffen. Farbige Leitsysteme, Akzente und Kontraste, unterstützen die intuitive Navigation – besonders in komplexen Gebäuden wie Schulen oder Krankenhäusern. Farben zeigen hier nicht nur Wege auf, sie machen Räume lesbar.
Connecting – Räume für Austausch
Begegnungszonen wie Lounges, Kommunikationsbereiche oder offene Teamflächen leben vom Dialog. Hier schafft eine durchdachte Farbkomposition – etwa durch Zonierung mit warmen und kühlen Tönen – Klarheit und Struktur, ohne physische Barrieren zu benötigen. Farbgestaltung wird zum Werkzeug, um Nähe, Austausch und Wohlbefinden zu fördern.
Concentrating – Fokus durch Farbruhe
Ob Arbeitsplatz, Lernumgebung oder Beratungsraum: In Bereichen, die Konzentration erfordern, wirken dezente, beruhigende Farben wie sanftes Grün oder Blau besonders unterstützend. Sie reduzieren Ablenkung, fördern die Konzentration und helfen den Fokus zu halten. Eine stille, klare Farbgebung hilft, Gedanken zu bündeln und produktiv zu bleiben.
Recharging – Farbe zum Auftanken
In Ruhezonen, Lounges oder Rückzugsorten stehen Entspannung und emotionale Erholung im Mittelpunkt. Sanfte, naturnahe Farbnuancen – etwa Pastelltöne, Türkis oder sanfte Erdtöne – schaffen hier ein ideales Umfeld. In Kombination mit angenehmen Materialien und sanfter Beleuchtung entsteht ein Raum, der bewusst zur Entschleunigung einlädt.
Dieses Konzept unterstützt Designer dabei, Farbentscheidungen gezielt mit der Funktion eines Raumes abzustimmen. So entstehen Umgebungen, die nicht nur strukturiert wirken, sondern auch emotional auf die Bedürfnisse und das Erleben der Menschen eingehen.
Obwohl Farbtrends sich verändern, bleibt der enge Zusammenhang zwischen Farbe und Wohlbefinden unverändert stark. Bereits Goethe erkannte in Farben den Spiegel der Emotionen – ein Gedanke, der die Raumgestaltung bis heute prägt. Farbe ist längst nicht mehr nur eine Frage der Ästhetik: Sie dient dem Menschen, fördert Barrierefreiheit, unterstützt die Gesundheit und stärkt Inklusion.
Gerade Bodenbeläge übernehmen dabei eine zentrale gestalterische Funktion. Als durchgängige, präsente Fläche tragen sie die Farbpalette durch sämtliche Raumzonen. Sie definieren Übergänge, erleichtern die Orientierung und erzeugen emotionale Wirkung. Ob im Krankenhaus, Büro, in Bildungseinrichtungen oder öffentlichen Räumen – die Wahl des Bodenfarbtons prägt die Identität des Ortes, lenkt Bewegungen und beeinflusst, wie sich Menschen darin fühlen.
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In Zusammenarbeit mit der Farbeexpertin Mélanie Bernard entwickelt, bietet es einen umfassenden Leitfaden für Architekten, Designer und alle, die den Zusammenhang zwischen Farbe, Raum und Wohlbefinden besser verstehen möchten.
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