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Gleiche Chancen für alle Menschen

Eine Gesellschaft für alle sollte schrankenlos sein. Es wird Zeit, unnötige Hürden abzureißen – angefangen mit denen im Kopf.

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Barrierefreie Schule

An jedes Kind gedacht

Großzügig, natürlich, farbenfroh: So präsentiert sich die Von-Rothmund-Schule im bayrischen Bad Tölz. Im März dieses Jahres wurde der rund 6,8 Millionen Euro teure Neubau eröffnet, der speziell Kindern und Jugendlichen mit Beeinträchtigungen in der geistigen Entwicklung optimale Lernbedingungen bietet. „Wir fordern Inklusion nicht nur ein, sondern gehen sie aktiv an“, sagt Martin Lechner, Vereinsvorsitzender des Trägers, der örtlichen Lebenshilfe.

Das Gebäude ist barrierefrei, alle Klassenzimmer und Fachräume können auch von Schülern im Rollstuhl ohne Einschränkung genutzt werden. Das Erdgeschoss heißt "Garten" und ist in Grün- und Brauntönen gehalten, im Obergeschoss - genannt "Himmel" - dominiert die Farbe Blau.

Das Farbkonzept erleichtert die Orientierung und wird unterstützt durch ein Leitsystem am Boden: Laufwege und Ausgänge sind durch farbig abgesetzte Intarsien im Linoleumbelag gekennzeichnet, potenziell gefährliche Stellen, etwa das Ende einer Treppe, sind gesondert markiert, damit sich auch Kinder mit eingeschränkter Wahrnehmungsfähigkeit zurechtfinden. Große Fenster und ein speziell auf die Schule abgestimmtes Beleuchtungskonzept sorgen für ausreichende Helligkeit zu jeder Tageszeit.

Schauen Sie sich unsere Bildergalerie an: Klicken Sie zum Vergrößern einfach auf die Bilder oben.

Alles über die neuesten Trends beim Bau von Bildungseinrichtungen erfahren Sie auf der Messe Schulbau, die vom 15. bis 16. November 2017 in München stattfindet. Lassen Sie sich inspirieren und besuchen Sie uns am Stand 44. Gern erhalten Sie über uns auch ein kostenloses Ticket.

Die Fakten zur Messe:

Schulbau München - 15. bis 16. November 2017
Stand-Nr. 44
MVG Museum
Ständlerstraße 20
81549 München

Von Rothmund Schule

Interview Hans-Peter Matt

Ein Mann, der Hürden überwindet

Hans-Peter Matt (49) aus Haslach im Schwarzwald engagiert sich seit vielen Jahren für Barrierefreiheit und berät mit seiner Firma „mahp barrierefrei“ Unternehmen, Architekten, Planer und Kommunen. Seit er 1987 bei einem Autounfall querschnittsgelähmt wurde, setzt er sich dafür ein, Barrierefreiheit als „Freiheit für alle“ zu begreifen, die sozial und ökonomisch nachhaltig ist.

Hans-Peter Matt im Interview

Herr Matt, was haben Sie nach ihrer Querschnittlähmung als die größte Hürde erlebt?
Das Zwischenmenschliche macht den größten Unterschied. Bei vielen Menschen spürte ich eine große Unsicherheit, wie sie mit mir umgehen sollen. Häufig musste ich den ersten Schritt machen. Mit der Zeit habe ich gelernt: Behinderte Menschen haben nicht nur eine Holschuld, sondern auch eine Bringschuld. Wir können nicht erwarten, dass jedermann uns gegenüber aufgeschlossen ist. Auch behinderte Menschen sollten ihren Beitrag zur gelebten Inklusion leisten.

Wie hat sich die Situation behinderter Menschen in den vergangenen drei Jahrzehnten entwickelt?
Vor dreißig Jahren war die Welt noch wenig behindertenfreundlich. Damals gab es hier im Schwarzwald praktisch keine behindertengerechte Wohnung. Heute sind wir in einer Umbruchphase, physische aber auch informelle oder kommunikative Barrieren sind erst ansatzweise abgebaut, jedoch fehlt es an staatlicher Unterstützung für Assistenz, Alltagsbegleitung und Pflege. Daher bleibt das Leben im Zeitalter der Inklusion immer noch ein Hürdenlauf.



Das vollständige Interview mit Hans-Peter Matt lesen Sie in der aktuellen Ausgabe unseres Magazins Quadratm²eter.
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Welche physischen Hürden begegnen Ihnen bis heute?
Bemerkenswert ist die Situation bei der Deutschen Bahn. So gibt es beispielsweise in den neueren ICE-Zügen keine behindertengerechten Erste-Klasse-Waggons mehr. Nicht viel besser ist die Situation in vielen Gebäuden. Wenn man das kritisiert, werden häufig Sicherheitsaspekte oder der Denkmalschutz vorgeschoben. Nur: In einem historischen Gebäude fließt ja auch Strom, warum sollte dann nicht auch der Einbau eines Aufzugs möglich sein?

Sie arbeiten als Berater für barrierefreies Bauen. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?
Es gibt Städte und Institutionen wie etwa Waldkirch oder Lörrach, aber auch der Europapark Rust, die mich bei Bauvorhaben früh in den Prozess einbinden. Für die Verantwortlichen gibt es oft einen Aha-Effekt, wenn sie merken, dass man mit geringem Aufwand Bauvorhaben barrierefrei gestalten kann. Anschließend gehen alle beflügelt nach Hause. Das ist gelebte Inklusion.

Barrierefreie Bauordnungen

Baurecht als Barriere

Was ein barrierefreies Gebäude ist, ist in zahlreichen Normen und Vorschriften klar festgelegt. So regelt die DIN 18040, dass alle Räume einer barrierefreien Wohnung mit dem Rollstuhl zugänglich sein müssen. Außer in Bayern. Dort reicht es, wenn einzelne Zimmer rollstuhlgeeignet sind. Im Saarland und in Sachsen muss jedes Haus mit mehr als zwei Wohneinheiten barrierefrei sein, in Berlin erst bei mehr als vier Wohnungen, in Mecklenburg-Vorpommern bei mehr als sechs.

Auf dem Weg in die barrierefreie Gesellschaft erweisen sich die 16 Bundesländer mit ihren 16 verschiedenen Bauordnungen als eine der größten Barrieren. „Der Föderalismus steht den Fortschrittsbemühungen mitunter entgegen“, sagt Hans-Peter Matt, Unternehmer und Experte für barrierefreies Bauen. Auch im öffentlichen Nahverkehr gebe es keine Harmonisierung zwischen den Bundesländern. „Nicht überall komme ich problemlos in den Bus“, so Matt, der selbst Rollstuhlfahrer ist.

SG Driester barrierefrei
Barrierefreie Gänge

In Österreich und der Schweiz ist die Lage ähnlich unübersichtlich: So ist in Kärnten ab vier Wohneinheiten ein Fahrstuhl vorgeschrieben, im Burgenland muss bereits bei zwei Apartments ein barrierefreier Zugang gewährleistet sein – außer bei Reihenhäusern, die sind von der Vorschrift ausgenommen.

Experten sind sich einig, dass ein solcher Regelungsdschungel wenig zielführend ist. Eine Harmonisierung wäre dringend nötig, auch um den Bau barrierefreier Wohnungen anzukurbeln, von denen es allein in Deutschland rund 1,6 Millionen zu wenig gibt. In der „Immobilien Zeitung“ fand sich vor einiger Zeit ein unkonventioneller Lösungsvorschlag: Alle Skeptiker sollten sich einmal einen Tag lang im Rollstuhl bewegen. Dann wäre das Problem vermutlich schnell gelöst.

Details zu den unterschiedlichen Vorschriften in den einzelnen Bundesländern finden Sie hier:
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